Rekordstrecke bei Wildschweinen im Altkreis Melsungen

 

2.320 Wildschweine haben die Jäger in der abgelaufenen Jagdsaison im Altkreis Melsungen erlegt; eine Rekordstrecke. Die im Vergleich zum Vorjahr, mit 1.124 erlegten Sauen, mehr als doppelt so große Anzahl sei  Beleg für die intensiven Bemühungen der Jäger zur Reduktion des Schwarzwildbestandes, auch vor dem Hintergrund der drohenden ASP, so der Vorsitzende des Kreisjagdvereins Melsungen, Ulrich Goetjes.

Die Zahlen weisen aber auch auf einen hohen Schwarzwildbestand hin, dessen Ursachen in einer veränderten Landwirtschaft mit intensivem Mais- und Rapsanbau, zu milden Wintern und fast jährlich wiederkehrenden Mastjahren bei Buche und Eiche zu suchen sind.  Sauen müssen keine natürliche Not mehr leiden. Dieses ganzjährige Angebot führt dazu, dass bereits Frischlinge frühzeitig geschlechtsreif werden und sich maßgeblich an der Reproduktion beteiligen. Sie stellen den Motor des Bestandswachstums dar.  Mittlerweile geht man von Reproduktionsraten bis zu 300 % aus. Dies sorgt auch für entsprechend hohe Schäden in der Feldflur, die mit ca. 133.000,- € ebenfalls doppelt so hoch wie im Vorjahr waren und von den Jagdpächtern beglichen wurden. „Wir müssen die Entwicklung weiterhin genau beobachten und entsprechend handeln“, sagte Goetjes und fordert auch weiterhin eine intensive Bejagung, insbesondere in der Jugendklasse und bei weiblichen Stücken.

 

Kreisweit seien sogar 6.320 Sauen erlegt worden.  Für die Jäger bedeute das nicht nur Jagd, „sondern auch eine ganze Menge Arbeit“. Die wochenlangen und kostenintensiven Vorbereitungen von größeren Drückjagden, ohne die eine solche Strecke nicht möglich wäre, stellen eine massive zusätzliche Belastung dar. Die Verwertung des Wildbrets stellte die Jäger im vergangenen Jahr ebenfalls vor Probleme. Bereits Anfang November hatten die regionalen Wildhändler davon abgesehen Sauen anzukaufen, so dass diese mit erheblichem Mehraufwand privat vermarktet werden mussten.

 

Die Strecke zeige aber, dass sich die Jäger ihrer Verantwortung bewusst seien. Diese könne aber nicht nur auf den Schultern der Jäger lasten. Deshalb erteilt Goetjes pauschalen, populistisch anmutenden Forderungen  einer Erlegung von 70 % des Bestandes eineAbsage. Wer solche Forderungen stellt, habe sich offensichtlich nicht damit befasst, wieviel Ansitze erforderlich sind, um ein Wildschwein zu erlegen oder dass Feldreviere für Drückjagden gänzlich ungeeignet sind. Landwirte könnten sich bei den Reduktionsbemühungen einbringen, indem sie bspw. Bejagungsschneisen in größeren Schlägen belassen, was in der Vergangenheit viel zu selten der Fall war, so Goetjes.

 

Der Verbraucher kann durch den Ankauf von regionalem Wildbret unterstützen, statt Billigimporte mit langen und umweltbelastenden Transportwegen aus Osteuropa oder von mehr oder weniger verwilderten Hausschweinen aus Australien zu kaufen. Unser heimisches Wildbret sei ein hochwertiges gesundes und schmackhaftes Lebensmittel; mehr Bio ginge nicht, erläutert Goetjes. Adressen, wo man regionales Wildbret erwerben kann, seien auf den Internetseiten des Landesjagdverbandes oder des Deutschen Jagdverbandes abrufbar.